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Geschichte des DRK-Ortsverein Büchen 1932 - 2021

Vorwort

Es war meine Absicht, die Geschichte des Ortsvereins des DRK in Büchen und seiner Bereitschaften festzuhalten, die bisher vielseitiger an Aufgaben und Ereignissen war, als die der Ortsverein im Allgemeinen.

Unterlagen für die Zeit von 1932 bis 1947 lagen nicht vor.

Nur die mündlichen Berichte des verstorbenen Kameraden Etzen und Weitere Aussagen für diese Zeit von der Kameradin Haman waren zu erhalten.

So manches Wissenswerte wird verloren gegangen sein.

Für die spätere Zeit lagen Aufzeichnungen in Protokollen, Notizen und in der Auswertung des Gedächtnisses vor.

Kamerad Tam habe ich zu danken für die in 3 Mappen chronologisch gesammelten Zeitungsausschnitte für die Zeit der Aussiedlerzüge.

Ich hoffe, dass die Aufzeichnungen fortgeführt werden mögen, um späterer Zeiten wissen zu lassen, wie es einst gewesen war.

Verfasst von Dr. phil. Kurt Reuter

Büchen, im November 1972

Gründung einer DRK Kolonne 1932

Es war in Fitzen, als aus einer Unterhaltung heraus Herr Brüggemann zu seinem Gesprächspartner Herrn Etzen aus Büchen, die Meinung äußerte, es wäre an der Zeit, in Büchen eine Kolonne des DRK zu gründen und aufzustellen.

Diese Anregung fiel auf fruchtbaren Boden, und im gleichen Jahre, am 29. September 1932, wurde die Sanitätskolonne des DRK Büchen gegründet. Die Kolonne gehörte zuerst der Ortsgruppe Schwarzenbek an, wurde aber bald selbstständig.

Die ersten Führer der Sanitätskolonne war Kamerad Etzen. Der erste DRK-Arzt Herr Breitländer. Für die Ausbildung stellte der Gastwirt, Herr Ohlrogge einen Raum zur Verfügung. Die praktische Ausbildung konnte in der Turnhalle auf dem Hofe der Gaststätte durchgeführt werden.

Es kam der Sanitätskolonne zugute, dass sie in Herrn Ohlrogge einen Interessierten Förderer ihrer Arbeit hatten.

Für die Aufbewahrung der Geräte,  die durch freiwillige Spenden nach und nach angeschafft werden konnten, waren keine Räume vorhanden. Mit der Zeit machte sich dieser Mangel immer stärker bemerkbar. 

Die Verhandlugen mit der Bahn und nach überwindung einiger Schwierigkeiten bekam die Kolonne das Gelände unmittelbar hinter dem Lübecker Tunnel zugewiesen. (die heutige Aral- Tankstelle)?

Dieser Platzt war eine Müllkuhle. Zur Planierung fuhr die Bahn 24 Wagen Erde an. Die Entladung und die Ausfüllung der Kuhle wurde in Gemeinschaftsarbeit durchgeführt. Durch weitere Verhandlungen mit der Bahn konnte ein ausgedienter Wagen von seinem Standort an seinen neuen Platz durch eigene Arbeit gebracht werden.

Diese stelle blieb dem DRK bis zum Jahre 1940 erhalten. Aus Gründen, die nicht mehr festzustellen sind, musste der Platz geräumt werden. Der Wagen wurde gegenüber der Bäckerei Lopau neu afgestellt.

Bis zum Jahre 1935 bestand die Kolonne nur aus der männlichen Bereitschaft. In diesem Jahr konnte mit der stattlichen Zahl von 15 Helferinnen aus Büchen, Fitzen und Witzeeze die weibliche Bereitschaft gegründet werden, deren 1. Bereitschaftsführerin Frau Vogt wurde.

Beginn der Ausbildung

Es begann nun die Ausbildung in einem größeren Rahmen. Leider sind auch für diese zeit keine Unterlagen vorhanden. In Erinnerung ist, dass die Ausbildung in den unteren Räumen des Stellwerkes west auf dem Bahngelände stattfand.

Nach Ausbruch des Krieges 1939 begann die Arbeit auf dem Bahnhof. Da der Aufentahlt der Militärzüge nur kurz war, wurde die Bereitschaft nicht sehr beansprucht. Es änderte sich, als mit dem Russenfeldzugder Verkehr zwischen Ost und West lebhaft wurde. Um den Truppen, die auf ihren Anschlusszug warten mussten, eine Unterkunft zu geben, wurde auf Staatskosten eine Baracke aufgestellt. Sie stand in der jetzigen Zollstraße auf dem heutigen Gelände von Eich.???

Die Betreuung dieser Unterkunft und die Verpflegung der Soldaten übernahmen im Tag- und Nachdienst die Helferinnen des DRK. Durch Spenden aus der ländlichen Bevölkerung soll das Essen weit über dem dieser zeit Üblichen gewesen sein, Im August 1945 brannte die Baracke aus. Sie war zu diesem zeitpunkt nicht mehr vom DRK belegt.

Die Bewährungsprobe für die weiblichen und männlichen Bereitschaften begann in der Nacht vom 23 zum 24 Juli 1943 von Sonnenabend zum Sonntag.

Hamburg sank in Schutt und Asche

Der nach Büchen gelenkte Strom der Ausgebombten erreichte Sonntagmorgen unseren Ort. Einsatzbefehl und Anordnungen von dem Kreisverband waren nicht zu erhalten. So gab Bürgermeister Arnold dem DRK Anweisung zum Einsatz. Da Räume für die Vepflegung so vieler Menschen nicht vorhanden waren, fand die Betreuung auf dem alten Sportplatz statt. Bei glücklicherweise gutem Wetter wurde 4 Tage lang den ganzen Tag über gekocht. Nach Schilderungen der Leiterin des Einsatzes, Kameradin Frau Haman, wurden täglich bis zu 18.000 Portionen ausgegeben. DIe Verpflegung bestand in der Hauptsache aus Brot und Kartoffeln, doch auch Gemüse, Milch und Fleisch konnten herangeschafft werden. Diese Lebensmittel lieferten die umliegenden Ortschaften. Die zahlreichen Verletzten in der Hauptsache Brandwunden, wurden von dem Vertreter Dr. Breitländers, Hernn Nuss und Kamerad Evers, versorgt.

Zur Unterstützung des DRK wurde der weibliche Arbeitsdienst herangezogen.

Der Dienst auf dem Bahnhof aber lief weiter. Es kommen die letzten Tage des Krieges, für Büchen die schrecklichsten Stunden. Am 26. April 1945 setzte ein starker Beschuss durch englische Artillerie ein.

150 Einwohner verloren ihr Leben und viele Verletzte mussten versorgt werden. Frau Haman mit ihren Helferinnen leisteten die Erste Hilfe. Die männliche Bereitschaft sorgte für den Transport in die Schule, in das Reservelazarett. Überraschend wurden zu einem Hebammenkurs einberufen die DRK-Helferinnen Frau Schumacher, Frau Lisa Jansen, Frau Martha Rühsen und Frau Elisabeth Müller, die jedoch nie zu einem "Einsatz" kamen.

Erst im Jahre 1948 finden sich nun die ersten Unterlagen. Im Mai 1948 fand im Deutschen Haus die Gründung des Ortsvereins des DRK statt.

Der Name "Sanitätskolonne" des DRK wurde nicht mehr geführt.

Dadurch, dass Schleswig-Holstein zur englischen Zone gehörte, war die Zusammenarbeit mit der Vertretung des englischen RK eine Notwendigkeit. Für den Kreis Herzogtum Lauenburg arbeitete Miss Ponsorky, die einen guten und engen Kontakt zum Kreisverband wie zu den einzelnen Ortsvereinen unterhielt. Durch ihre vermittlung konnte der Ortsverein aus englischen und schwedischen Spenden Lebensmittel und Bekleidung zugewiesen erhalten, die so dringend für die Flüchtlinge wie für die Ausgebombten gebraucht wurden. So tat sich für die weibliche Bereitschaft ein großes Arbeitsgebiet in der Wohlfahrtspflege auf.

Es ergab sich weitere Arbeiten im Büchener Krankenhaus (entstanden aus dem Reservelazarett) bei der Kinderbespeißung, bei der Betreuung der Heimkehrer und der Grenzgänger. Dank einer Spende aus der Schweiz  erhielt das DRK eine Nähmaschine. Nun konnte eine Nähstube eingerichtet werden, die dringend notwendig und unentbehrlich wurde.

Die ersten "Erste Hilfe" Lehrgänge begannen

Es begannen die Lehrgänge der "Ersten Hilfe" und die Auswahl der Kinder, die erholungsbedürftigt in das Zeltlager Mustin geschickt wurden.

Bezeichnend für die Zeit war, dass Zeitungen gesammelten wurden, die durch Miss Ponsorky den Krankenhäusern gegeben wurden. Es soll nicht vergessen werden, auf die bereits stattfindenden geldlichen Sammlungen hinzuweisen, die im Juni 1948, kurz vor der Währungsreform, durchgeführt wurden und einen Betrag von 233,-- RM einbrachten.

Im oktober 1948 waren es dann 605, 80 DM. Ein stattlicher Betrag, wenn man bedenkt, wie jede neue Mark gebraucht wurde, um das Notwendige anzuschaffen.

Bereits im Jahr 1949 wurde eine 2. Vorstandswahl notwendig, da Herr Ohlrogge aus Gründen, die wohl in der Zusammenarbeit zu suchen waren, sein Amt niederlegte. So muss es nicht sein, so könnte es gewesen sein.

Jetzt wählten die beiden Bereitschaften einen gemeinsamen Arzt- Dr. Breitländer-. An dieser Versammlung nahm auch der Kreisgeschäftsführer des DRK, Herr Oberst a.D. Löhr, teil, der anschließend über die Aufgaben des Kreisverbandes sprach.

Wir werden Herrn Löhr in späteren Jahren noch sehr oft in Büchen sehen.

Der Ortsverein zählte jetzt 15 (m) und 25 (w) Mitglieder.

Die Währungsreform begann sich bemerkbar zu machen. Es folgten eine Reihe von Austritten der passiven Mitglieder. Die Ortsvereine Witzeeze und Siebeneichen lösten sich auf. Nach wie vor stand die Aktion "Miss Ponsorky" an 1. Stelle. Der Ortsverein übernahm die Verteilung von Kleidungsstücken nach Langenlehsten, Siebeneichen und Bartelsdorf. Hinzu kam die Austeilung der Care-pakete. Einsätze in der Kinderbespeißung, auf dem Sportplatz, im Kino ( in Pötrau zuerst und dann in Büchen) bezeichneten den Dienst. Es war nun soweit, dass der Dienst in Uniform getan werden konnte und die erste größere Übung im Verband in Ratzeburg durchgeführt wurde.

Der Bestand von 21 (m) und 21 (w) akriven und 29 passiven Mitgliedern war erfreulich.

 

 

 

Der Ortsverein unterhielt 3 Unfallhilfestellen

Der Ortsverein unterhielt 3 Unfallhilfestellen, die Wie folgt verteilt waren:

In Büchen im Haus von Herrn Etzen und Herrn Bachmann, in Pötrau bei Herrn Schumacher, in Büchen-Dorf bei Herrn Wittbrock, im Flüchtlingsheim bei Frau Gutzmer. Eine Unfallmeldestelle wurde bei Herrn Eduard Räth eingerichtet.

Zum ersten Male, konnte der Ortsverein der Hilfsgemeinschaft des Kreises Herzogtum Lauenburg bei, was bald große Auswirkug zeigen sollte. Auch dieses sei erwähnt, dass der Ortsverein durch Nichtabführung von Mitgliederbeiträgen nicht unerhebliche schulden beim Kreisverband hatte, die nach und nach getilgt werden mussten.

Im Herbst 1951 trat Kamerad Etzen als 1. Vorsitzender zurück, um sich allein der Bereitschaft zu widmen. Die Vorstandswahl ergab folgenede Besetzung:

1. Vorsitzender Herr Dr. Reuter

2. Vorsitzender Herr Dr. Assmann

Bereitschaft (m) Kamerad Etzen

Bereitschaft (w) Kameradin Haman

Bereitschaftsarzt Herr Dr. Breitländer

Schriftführer Frau Schumacher

Kasierer Herr Linke

Materialverwalter Herr Wittroock.

Der Dienst der Bereitschaft

Der Dienst der Bereitschaft war ausgerichtet auf die Übungsabende, die in einem Klassenzimmer der Schule stattfanden, wie es noch lange Jahre in diesen Räumen bleiben sollte. "Erste Hilfe"-Kurse fanden ebenfalls hier statt, deren Teilnemer zwischen 10 und 20 betrugen. Der Verkauf von Losen der Volkserholungslotterie, 2 Haussammlungen, Verteilung von Textilien und Babyausstattung rundeten den Dienst ab.

Die erste Gründung vom Jugendrotkreuz

Im Jahre 1952 wurde zum ersten Mal das Jugendrotkreuz gegründet. 70 Jungen und Mädchen hatten sich bereit erklärt mitzuarbeiten. Die Leitung übernahm ein Herr Bartel, der sich nach kurzer Zeit in die Ostzone absetzte. Leider zeigte das Bestehen des Jugendrotkreuzes über die Jahre hinweg ein Auf und Ab.

Durch die Bildung des Bundespräsidiums in Bonn erhielten die Ortsvereine neuen Auftrieb. Eingeführt wurden Monatsberichte an den Kreisverband auf vorgedruckten Formularen. Die Gemeindevertretung gab zum ersten Male- und so sollte es auch für die Zukunft bleiben- eine jährliche Beihilfe von 200,--DM. Nach der Einweihung des Jugendheimes in der Parkstraße stand dem DRK in diesem Hause ein Raum zur Verfügung. Das Heim lag aber an der Peripherie des Ortes und so wurde der Raum im Laufe der Zeit unpraktisch und wurde aufgegeben.

Das Jugendrotkreuz - wieder neu erstanden- hatte aber seine Bleibe und tagte alle 14 Tage mit 20 Teilnehmern unter Leitung des Herrn Gurgel. Nach seinem Tode im Jahre 1954 fiel das Jugendrotkreuz wieder auseinander. Leiter für die Organisation zu bekommen, stieß ständig auf große schwierigkeiten. So waren wir froh, als im Jahre 1957 Kamerad Fielhauer Junior erneut die Gruppe mit 23 Mitgliedern gründete. Durch seinen Einsatz und mit großem Geschick zeitigte seine Arbeit einen guten Erfolg. Als Kamerad Fielhauer wegen weiterer Aufgaben die Leitung aufgab, übernahm Kamerad Hans-Joachim Meyer die Gruppe, die unter seiner Führung mit Ernst und Freude bei der Sache war.

Alle Belänge des Ortsvereins wurden in Vorstandssitzungen beraten, die alle 6-8 Wochen stattfinden und zuerst bei Herrn Feldkeller in der Lauenburger Straße, später in einem Raum der Bahnhofsgaststätte stattfanden.

Auftrag für das DRK durch die Hilfsgemeinschaft

Im Jahre 1953 erhielt das DRK durch die Hilfsgemeinschaft des Kreises den Auftrag, eine Betreuungsstelle auf dem Bahnhof für Reisende aus der Ostzone einzurichten. Durch diese Arbeit wurde das DRK Büchen herausgehoben aus der allgemeinen Tätigkeit eines Ortsvereins. Eine sehr wichtige Arbeit, die sich bis zum JAhre 1958 erstrecken sollte, war die Bearbeitung der Suchlosten, die das Schicksal der Zivilvermissten klären sollte und z.a. die Bearbeitung aller Unterlagen für die Bildsuchlisten der vermissten Wehrmachtsangehörigen. Die Befragung der bereits heimgekehrten Kameraden schloss sich obiger Arbeit an.

Weiter ausgefüllt war die Arbeit mit der Verteilung von Bekleidungsstücken aller Art, gestiftet von dem Fridrichsruher Flüchtlingshilfswerk der Fürstin Bismarck. Diese Spende erstreckte sich bis zum Jahre 1962. In dieser Zeit fällt auch eine laufende Lebensmittelverteilung AFSC. Eine große Zahl von Familien konnten bedacht werden.

In den Unterricht "Erste Hilfe" wurde die 9. Klasse der Volksschule einbezogen.

In den Weihnachtsvortagen wurden ab 1956 an die Reisenden aus der Ostzone ca. 4.000 Päckchen in den Zügen verteilt. In den folgenden Jahren bus 1963 blieb die Zahl von 1.000 Päckchen konstant. Zur Verteilung wurden Schüler der Volksschule herangezogen. Nach dem das Thema schon längere Zeit im Gespräch war, nahm von nun an der Vertreter von Langenlehsten an unserer Hauptversammlung teil. Allein dabei blieb es nicht.

Beide Ortsvereine bildeten im Einsatz eine Bereitschaft. Diese Abmachung hat sich bis zum heutigen Tage bewährt. Im Jahre 1957 tauchte zum ersten Male der Name "Familienzusammenführung" auf, d.h. Einreisen der Deutschen aus den polnisch verwalteten Gebieten jenseits der Oder-Neiße. Der Kreisverband teilte uns mit, dass das DRK Büchen den Auftrag erhalten wird, diese Transporte zu empfangen und zu verpflegen. Wir ahnten nicht, was auf uns zukommen sollte. Über diese Aktion die sich von 1956-1959 erstreckte, wird ein besonderer Bericht gegeben.

Da der Betreuungsraum auf dem Bahnhof in keiner Weise mehr den Anforderungen entsprach, konnte nach Anträgen und Besichtigungen von Ausschüssen des Landtages und weiterer prominenter Persönlichkeiten im Juni 1957 der Erweiterungsbau auf ca. 85 qm in einem größeren Rahmen eingeweiht werden.

Im Juni des Jahres waren es 25 Jahre her, dass Kamerad Etzen die Sanitätskolonne gründete. Aus diesem Anlaß erhielt er in einer Feierstunde das Ehrenzeichen des DRK.

DIe Korrespondenz wurde immer größer. So betrug z.B. im Jahre 1957 die Zahl der Eingänge 806 und die Ausgänge 378 schreiben. Der Einsatz der Bereitschaft erweiterte sich auf die Impftage, auf die Röntgenreiheruntersuchung und auf das Packen von Weihnachts- und Osterpäckchen.

In Anerkennung für die bisher geleistete Arbeit (Betreuungsstelle Bahnhof und Aussiedlerzüge) gab der Lauenburgische Kreistag den beteiligten Bereitschaften im Deutschen Haus ein Essen. Es sprachen Kreispräsident Drevs, Dr. Roloff und General a.d. Bründel.

DIe Vorbereitungen für die Hauptversammlung des Kreisverbandes im Jahre 1957, die in Büchen in der Waldhalle stattfinden sollte, hatte der Ortsverein übernommen. Der Büchener Gesangsverein unter dem Kirchenmusikdirektor Köhnenkamp leitete die Arbeit ein. Über 200 Delegierte nahmen teil. Das Referat hielt der Vorsitzenede des Ortsverein über die Betreuung der Aussiedlerzüge.

Im Jahre 1960 wurde der Antrag angenommen, den Gesamtvorstand von nun an auf 2 Jahre zu wählen.

Bei der Neuwahl des Vorstandes in diesem Jahre schlug die Bereitschaft (m) als Vorsitzeneden Herrn Otto Evers vor. Nach einer längeren Diskussion, an der auch der Kreisgeschäftsführer Herr Löhr, und die Bereitschaftsführer (m und w) Herr und Frau Wiegmann teilnahmen, wurde Dr. Reuter wiedergewählt. Sein Stellvertreter wurde Herr Evers.

19 internationale Studenten und Oberschüler aus England, Frankreich, Italien, Amerika und Holland lud der Vorsitzende zum Empfang des 380. Aussiedlerzuges und anschließend zu einer Plauderstunde ein. Gerade noch rechtzeitig zum Weihnachtsfest 1963 traf überraschend eine 5-köpfige Familie aus Jugoslawien ein. In zusammenarbeit mit dem Amtsvorsteher Herrn Carstens, erhielt die Familie erste Betreuung und weitere Hilfe.

Die Vorstandwahl 1967 ergab folgende Besetzung:

  • 1. Vorsitzender Dr. reuter
  • 2. Vorsitzender Kurt Fielhauer
  • Bereitschaftsführer (m) Otto Evers
  • Bereitschaftsführerin (w) Frau von Wachholtz
  • Kassenführer Herr Valett
  • Katastrophenleiter Albert Schre

Die Wahl des Jugendleiters wurde zurückgestellt. Ein Jahr später wurde zum Bereitschaftsführer (m) Kamerad Tam gewählt, als sein Stellvertreter Kamerad Otto Evers Junior.

Abgesehen von dem laufendem Dienst in der Betreuungshalle und in den Zügen sind in erster Linie zu nennen die Übungsabende, die Grundausbildung in der Ersten Hilfe und die Sanitätskurse.

Die Sanitätsausrüstung wurde erheblich vergrößert; so wurde ein Phantom- und ein Beatmungsgerät angeschafft. Notwendig, wenn auch nicht immer beliebt, waren die Samlmungen für das DRK selbst, für das Muttergenesungswerk und die Tbc-Sammlung. Nach wie vor war das DRK vertreten bei der Schulimpfung, bei der Mütterberatung und nicht zuletzt bei den in Abständen stattfindenden Blutspendeaktionen.

 

 

 

 

Pakete für die Ostzone

Das Packen von Paketen für die Ostzone war eine Arbeit in der Adventszeit. Neu hinzu kam der Straßenrettungsdienst an den Tagen Sonnabend und Sonntag. Besonderer Wert wurde auf die praktische Ausbildung gelegt. Übungen in der näheren Umgebung und Einsätze in Katastrophenfällen im Rahmen des Kreisverbandes wechselten sich ab. Bei der großen Alarmübung in Hollenbek, die unerwartet kam, war die Bereitschaft Büchen die ersten am Einsatzort. Nachzutragen sei, dass im Jahre 1965 aus Altersgründen ausschieden:

  • Herr Dr. Breitländer und Herr Emil Etzen

Im Jahre 1968 und im Jahre 1971 verlor der Ortsverein die Kameraden Otto Evers sen. und Emil Etzen, zwei Männer, die auf das Engste mit dem DRK verbunden waren und deren Arbeit die Entwicklung des Ortsvereins mitbestimmten.

Am 2. April 1968 gab der Verfasser sein Amt ab. Den Vorsitz übernahm Herr Werner Kröplin.

Ehrenzeichen
  • 1956 Frau Anna Haman, Herr Dr. Reuter
  • 1959 Frau Belusa, Frau Jeck, Frau Schumacher und Frau Siemers
  • 1960 Herr Dr. Breitländer, Herr Etzen
  • 1961 Herr Dr. Reuter- Bundesverdienstkreuz 1. Klasse
Unsere Toten im Krieg 1939-1945
  • Kamrad Maak
  • Kamerad Zöger
  • Kamerad Oden
  • Herr Belusa
  • Frank Wolfgang Görke
  • Otto Evers
  • Emil Etzen
Betreuungsstelle Bahnhof Büchen

Im Jahre 1953 fand der 1. evangelische Kirchentag nach dem Krieg in Hamburg statt. Zu dieser Zusammekunft kamen aus der Ostzone 6 Züge mit je 1.000 Teilnehmern, die fast alle zum ersten Male nach Westdeutschland kamen. Der Empfang und die verpflegung während des Aufenthaltes der Züge lag in den Händen der evangelischen Bahnhofsmission. Der Ortsverein des DRK wurde gebeten, falls erforderlich, die Damen der Mission zu unterstützen.

Er tat es.

Dieses Erlebnis, zu dem auch die Spitze des Kreises erschienen waren, bewirkte, dass der Vorstand der Hilfsgemeinschaft des Kreises beschloss, das DRK Büchen mit der Einrichtung einer ständigen Betreuungsstelle und deren Wartung zu beauftragen. In einer Besprechung mit dem Vorsitzenden der Hilfsgemeinschaft Herrn General a.D. Bründel, dem Kreispräsidenten a.D. Gräning, dem Kreisabgeordneten Herrn Dietz, Büchen und Herrn Meyer, Büchen, wurden die Richtlinien der DRK-Arbeit festgelegt. Im Oktober 1953 übernahm der Ortverein in der von der Hilfsgemeinschaft gemieteten sogenannten "Postbaracke" auf dem Bahnhofsgelände seine Arbeit mit 2. Hauptamtlichen DRK-Kräften.

Die Solide gebaute Baracke, die eine Größe von ca.40 qm hatte, wurde mit dem Inventar des seinerzeit aufgelösten Kinderheimes schlecht und recht eingerichtet. Es konnten nicht mehr zur Verfügung gestellt werden wie 5 Tische, 12 Schemel, 3 Stühle, 6 einfache Betten mit Decken und einzelnes Essgeschirr. Die Hilfgemeinschaft beschaffte Geld und Lebensmittel. Es sollte sehr schnell erkannt werden, wie notwendig diese Einrichtung war. In den ersten Jahren liefen täglich 6 Interzonenzüge ein. Hunderte von Landsleuten der Ostzone stiegen Tag für Tag  hier um. Für die meisten Reisenden war Büchen erster Berührungspunkt mit Westdeutschland. Die Anschlüsse zu den Zügen, die sie zu ihren Angehörigen bringen sollten, lagen oft weit auseinander. Die zu Betreuenden erhielten eine warme Mahlzeit, die abwechselnd aus Erbsen- oder Linsensuppe, aus einer Nudelsuppe mit Fleisch oder einer Reissuppe mit Zucker und Zimt bestand. Alle Gerichte, die in der ostzone noch zu Seltenheiten gehörten. Dazu wurden bestrichene Brötchen mit Wurst und Käse gereicht. Auf wunsch stand Kaffee, Tee oder Kakao zur Verfügung. Beim Verlassen des Raumes erhielten die Erwachsenen entweder eine Dose mit Fisch oder ein großes Stück Speck oder Käse oder ein anderes Lebensmittel, das gerade reichlich vorhanden war. Die Kinder konnten eine Tafel Schokolade mitnehmen. So wurden täglich 40-50 Portionen ausgegeben. Es wurden aber auch monatelang täglich bis zu 200 Reisende verpflegt.

Wer seinen Anschlusszug nicht mehr erreichte, hatte die Möglichkeit der übernachtung. Fast nächtlich alle Betten belegt. In einem weiteren Raum wurde eine Erste-Hilfe-Stelle eingerichtet. Es war selbstverständlich, dass die Betreuung der Reisenden schon auf dem Bahnsteig begann. Eine kurze Zwischenbilanz zeigt folgende Zahlen:

Seit September 1953 bis zum Ende des Jahres 1956 wurden 60.000 Personen verpflegt bzw. betreut. Erste Hilfe erhielten 9.000 Personen und 3.000 Reisende übernachteten. Fast ständig wurden weitere Mitglieder des örtlichen DRK zur Hilfeleistung herangezogen. Ja sogar Schülerinnen der höheren Klasse stellte Herr Rektor Reher in den Hauptvekehrszeiten zur Verfügung. In der "Ostzone" war man schon längst auf Büchen aufmerksam geworden. So wurde in Schwanheide eine ähnliche Einrichtung eröffnet, die eigens zu diesem Zwecke gebaut wurde und erheblich besser war als unsere bescheidene Baracke. Sie entsprach jetzt in keiner Wiese mehr den Anforderung. Anträge auf Erweiterung der Halle gingen von der Hilfsgemeinschaft und dem Kreisverband des DRK an den Landtag. Viele Kommissionen und hochgestellte Einzelpersonen überzeugten soch von der dringenden Notwendigkeit, diese verhältnisse zu verändern. Nun konnte im Juni 1957 die auf 90 qm erweiterte Halle eingeweiht werden. Neu hinzu kam eine Küche und ein Raum fpr die evangelische Bahnhofsmission und die Caritas, die Von nun an gleichfalls ihren Dienst taten.

Es war eine Fehlplanung, 3 verschiedene Organisationen auf dem Bahnhof Büchen arbieten zu lassen, dazu noch unter einem Dach. Es wurde ein "Drei-Männer-Gemium" gebildet, dem angehörten:

  • Herr Pastor Harten (Bahnhofsmission)
  • Herr Pfarrer Motzig ( Caritas)
  • und der Vorsitzende des Ortsvereins des DRK, der federführend wurde. Über diesem Gremium stand die Landesarbeitsgemeinschaft der freien Wohlfahrtsverbände in Kiel, und so verlagerte sich für das DRK der dienstliche Schwerpunkt von Ratzeburg nach Kiel.

Unsere Tätigkeit auf dem Bahnhof hatte sich im Volksmund der Ostzone derart herumgesprochen, dass sie auch als treuhänderische Vermittlungsstelle benutzt wurde, indem zum Beispiel Geldbeträge geschickt wurden mit der Bitte, sie an Ankommende aus der Ostzone auszuliefern. Im Jahre 1963 trat eine Kriese ein. Zum ersten, weil durch den Bau der Mauer in Berlin der Reisevekehr aus der Ostzone fast vollständig zum Erliegen kam, zum anderen gingen die seinerzeit zugesagten Landesmittel allmählich ihrem Ende entgegen. Nach Rücksprache mit dem KReispräsidenten und dem Landrat über die dringende Notwendigkeit, die Betreuungstelle zu erhalten, nicht zuletzt auch aus politischen Gründen, wandte sich der "Dreierausschuss" in einem ausführlichen Schreiben an das zuständige Ministerium in Kiel. Um es kurz zu sagen: Die Arbeit konnte fortgesetzt werden.

Wie einsichtig diese Entscheidung der Frau Ministerin  und wie Notwendig sie war, sollte sich bald erweisen. Seit November 1964 begannen die sogenannten Rentnerzüge aus der Zone einzutreffen. Eine neue Aufgabe kam auf uns zu. Die Auftsellung der Zahlen im Anhang zeigen die erhebliche Betreuungsarbeit für alle Rentner, die auf ihre Anschlusszüge warteten. Da der Aufenthalt der Züge nur kurz war und eine Betreuung vom Bahnsteig aus nicht ausreichte, erheilt das DRK vom Präsidium den weiteren Auftrag, die Züge bis Hamburg zu begleiten. Daraufhin konnten die Rentner in Ruhe mit Kafffee, Obst und Schokolade versorgt werden.

An dieser Aufgabe beteiligten sich außer Büchen die Ortsvereine Langenlehsten, Ratzeburg, Mölln, Schwarzenbek und Aumühle. Nach drei Jahren schied Mölln aus. Je nach Besetzung der Züge fahren 1 bis 2 bis 3 Helferinnen täglich bis Hamburg mit. Die Begleitung des Zuges erstreckte sich nur auf den Zug aus Dresden. Die zwei Züge aus Ostberlin werden nicht besetzt. Dieser Bericht schließt im Jahre 1972. Aber immernoch steht diese Aufgabe im Vordergrund des Einsatzes auf dem Bahnhof.

Die Aussiedlerzüge 1954-1959

Ende des Jahres 1954 erschien zum ersten Male in den Schriftsätzen des Kreisverbandes an das DRK Büchen der Name "Familienzusammenführung". Sehr bald kam die Meldung, dass in einem Zuge sich 25 bis 30 Personen befanden, die schon unter diesem Namen einreisten, es war im Dezember 1954.

Die erste Betreuung setze ein.

Die Zeitabschnitte aber, in denen weitere Transporte eintrafen, waren lang und unregelmäßig und immer nur 50 bis 100 Aussiedler besetzt. Im Dezember 1955 führte der Präsident des Deutschen Roten Kreuzes, Dr. Weitz mit dem Polnischen Roten Kreuz Besprechungen unter dem obenangeführten Wort "Familienzusammeführung".

Wie kam es zu diesem Gespräch?

Hundertausende waren nach Kriegsende jenseits der Oder-Neiße-Linie zurückgeblieben. Teile aber ihrer Familie waren im Westen. Der Wunsch wurde immer dringender, mit ihren Angehörigen vereint zu werden. Alle Anstrengungen, Kinder ihre Väter, Frauen ihre Männer zurückzugeben, blieben ohne Erfolg. Auf dipolomatischem  Wege war nichts zu erreichen, da Beziehungen zwischen Bndesrepublik und Polen nicht bestanden. Da schaltete sich das Internationale Rote Kreuz ein, und so konnte Dr. Weitz mit Warschau Verbindung aufnehmen. Der Erfolg der Besprechung war der Beschluss, mit der Familienzusammenführung sofort zu beginnen. Die Transportzüge sollten über Büchen nach dem Heimkehrlager Friedland geleitet werden. Der Ortsverein des DRK erhielt den Auftrag, den Empfang und die Betreuung der Aussiedler durchzuführen. So rollte bereits Ende Dezember der erste Zug mit unseren Landsleuten aus Ostpreußen, Westpreußen, Danzig, Pommern und Ober und Niederschlesien in Büchen ein.

50.000 sollten insgesamt kommen, über 200.000 stellten bereits Anträge auf Ausreise.

Wie ging die Auswanderung vor sich?

Nachdem sie ihr Haus bzw. ihr Land dem Nachbarn geschenkt oder dem Staat zur Verfügung gestellt hatten und ihr ganzes Geld den Behörden für die notwendigen Papiere gegeben hatten, führen sie von ihrem Wohnsitz aus mit ihrem Gepäck nach Stettin. Hier wurde der Transportzug zusammengestellt, der aus polnischen D-zugwagen I, Klasse bzw. Liegewagen bestand. Es waren stets gute, moderne Wagen. Die Wartezeit betrug oft bis zu 2 Stunden, was im Winter sehr unangenehm war, da alle verfügbaren Quatiere überbelegt waren. Was sie an beweglichen Besitz mitnehmen wollten, wurde in Güterwagen verladen, als da waren: Möbel, Betten, die geernteten Feldfrüchte in der Hauptsache Kartoffeln, Kohl und Kohlen. Es war ihnen gesagt worden, sie müssten in Westdeutschland hungern und frieren. Doch auch Schweine und Federvieh machten die Reise mit. In den ersten Jahren bis zu 26 Güterwagen. Später liefern diese Wagen direkt nach Friedland. Zu dem Handgepäck der Aussiedler gehörten auch Hunde, Katzen und Kanarienvögel. Die ganze Reise betrug 5-6 Tage. Von Stettin ging es früh am Morgen ab. Zur Mittagszeit wurde in Neubrandenburg durch das ostzonale Rote Kreuz eine warme Mahlzeit gereicht. An der Zonengrenze in Schwanheide sollte der Zug gegen 22:00 Uhr eintreffen. Diese Zeiten wurden im ersten Jahre niemals eingehalten. Die Verspätungen erstreckten sich auf 4 bis 5 Stunden. Da man in Schwanheide wusste, dass der Bahnsteig in Büchen voller Menschen stand, die zur Begrüßung auch von außerhalb gekommen waren, wurde uns nie die richtige Ankunftszeit gegeben. Das bedeutete, dass unsere aktiven Helfer und Helferinnen unter dem Bereitschaftsführer Kamerad Etzen und Kameradin Haman bis tief in die Nacht auf dem Bahnhof bleiben mussten.

Nach einem Jahr änderte sich dies. Die Züge kamen fast pünktlich und nun auch am Tage und erst im letzten Jahre wieder in der Nacht. In Schwanheide wurde der Zug an das Deutsche Rote Kreuz übergeben. Der Kreisgeschäftsführer, Hrr Löhr, und sein Begleiter übernahmen den Transport. Diese Übernahme fand nur im ersten Jahre statt. Dann kam durch den Lautsprecher die Ansage: "Der Sonderzug Stettin-Friedeland hat Einfahrt auf Gleis 1".

Diese Ansage haben wir 513 mal gehört. Als dann der Zug einlief waren alle Fenster geöffnet, Rufe und Tücherwinken, freudige und ergriffene Gesichter in den Fenstern. Der Posaunenchor der evangelischen Kirche setzte ein mit dem Chroal " Nun danket alle Gott". Geistliche- und Volkslieder wurden bis zum Abgang des Zuges gespielt. Dieser Gruß der Kirche blieb bis zum letzten Aussiedlerzug. Chöre aus Orten bis nach Kiel und Lübeck wechselten sich ab. Der Zug wurde durch den Vorsitzenden des DRK begrüßt, es schlossen sich die Geistlichen beider Konfessionen an. In der Betreuungshalle war in den Stunden vorher alles zur sofortigen Verpflegung vorbereitet. Die Türen des Zuges öffneten sich und ein Fragen und ein Antworten begann. Mancher konnte schon hier seine Angehörigen in die Arme schlißen. Die Helferinnen und Helfer kamen mit Kübeln und Körben in den Zug, und von Abteil zu Abteil begannen die Verpflegungen. Jeder erhielt ein bis zwei große, warme Würstchen mit Weißbrot, Obst nach Jahreszeit in jeder Menge, Zigarren und Zigaretten wurden verteilt und die Kinder bekamen die erste Schokolade in ihrem Leben. Heißer schwarzer Tee wurde durch die Gänge getragen und Milch für die Kinder. Belegte Brote für die Weiterreisenden wurde ausgegeben. Man darf nicht. vergessen, dass das was hier gegeben wurde, unsere Landsleute 10 Jahre lang nicht gesehen und noch weniger gegessen hatten. So nahmen die Kinder z.B. die Banane nicht an "schmecken wie rohe Kartoffeln ". Sie hatten ja die Schale nicht abgezogen. Die eingerichteten Waschräume in der Betreuungshalle wurden sehr stark benutzt. Aufschlussreich wurde das Gespräch mit den Aussiedlern in persönlichem Kontakt.

Die Kinder sprachen nur polnisch. Nach der Verpflegung durch das DRK brachten die Damen der evangelischen Bahnhofsmission und der Caritas gleichfalls Obst und Süßigkeiten durch die Wagen. Die Zeit zur Abfahrt des Zuges ist gekommen. Behälter mit heißem Tee und Milch werden in den Zug getragen. Ein Arzt und 2 Helferinnen werden in den Zug betreuen. Unter den Klängen des Posaunenchores, unter Tücherwinken und Zurufen setzt sich der Zug in Bewegung zur Endstation der langen Reise-nach Friedland. In den Fenstern stehen wieder Menschen freudig und ernst und oft mit Tränen in den Augen. Elf schwere Jahre liegen hinter ihnen. So wie dieser Empfang und diese Betreuung wird es mit jedem der 513 Züge sein, und es wird sich niemals daran ändern. Nur der Bahnsteig wird nicht mehr so gedrängt voller Menschen sein, er wied aber nie leer sein.

Formelle Angelegenheiten wurden in Büchen nicht erledigt. In Friedland erhielten die Menschen ihre Papiere, das erste Geld von 100,-- DM und die Fahrkarte zu ihren Angehörigen. Die BEsetzung der Züge lag zwischen 250 und 500 Personen. Die Zahl steigerte sich, je länger die Aussiedlung dauerte.

Wie sah nun der Personenkreis aus?

Im ersten Jahr kamen nur alte, z.T. gebrechliche Frauen und Männer, dann Frauen und Kinder mittleren Alters und in der Auslaufenden Zeit sehr viele Jugendliche, sogar junge Männer im Wehrpflichtigem Alter. Der älteste Aussiedler war 98 Jahre, der jüngste 6 Wochen. Für die Verpflegung erhielten wir eine Pauschale von 2,50 DM pro Person. Für die ganze ZEit wurde mit dem Betrag ausgekommen, obgleich mehr für die Betreuung getan wurde, als zuerst vorgesehen war. So erhielten die Geburtstagskinder-aus den Listen wurde es ersehen- Geschenke. Die geldliche Abwicklung lag in den Händen von Herrn Lehrer a.D. Belusa. Der Ortsverein war sehr glücklich. in ihm einen Mann gefunden zu haben, der diese Arbeit vorbildlich erledigte. Da die Verpfegung in 1 1/2 Stunden durchgeführt werden musste, konnte die Aktivien ohne zusätzliche Hilfe die Arbeit nicht mehr bewältigen. Die Zahl der Hefer und Helferinnen des örtlichen DRK betrug im Durchschnitt je Transport 15 Aktive. und immer waren es die gleichen Mitglieder.

Die Dauer des Einsatzes je Transport betrug im Durchschnitt 3 1/2 Stunden. Hitze und strömender Regen, Schneesturm und starke Kälte, nichts konnte die Betreuung stören. Jeder Zug hatte seine eigene Einheit, so waren Transporte still und zurückhaltend, andere sehr aufgeschlossen und lebendig. In einem Zug befanden sich 206 ehemalige Kriegsgefangene, die aufgrund einer Amnestie entlassen waren. Ineinem der letzten Züge waren alleine 108 Jungen und Mädchen im Alter bis zu 18 Jahren. Zu einer späten Abendstunde erhielt das DRK die Meldung, dass ein Transport mit 500 Schwerkranken schträfe. Mit Hilfe des Kreisverbandes konnte unter Schwierigkeiten ärztliche Versorgung, Krankenwagen und Hilfspersonal bereitsgestellt werden; diese Nachricht war eine Falschmeldung. Durch die immer größer werdende Zahl der Heimkehrer wurde es notwendig, außer den beiden Helferinnen einen besonderen Transportbegleiter einzusetzen. Der Landesverband des DRK hatte eine "Transportvorschritfft" ausgearbeitet, die die Aufgaben des Begleiters fetlegte.

Ab Februar 1958 liefen die Züge fast jede Nacht ein. DIe Belegung steigerte sich bis zu 500 Personen. Die Abfertigung der Transporte konnte alleine von der Bereitschaft Büchen und den bisher zugezogenen Helferinnen nicht mehr erfolgen, da die EInsatzkräfte bereits überfordert waren.

Wenn auch Büchen den Vorrang hatte, mussten doch die Pflichten und Rechte gleichmäßig verteilt werden. Es wurden jetzt fast sämtliche aktiven Bereitschaften des Kreisverbandes eingesetzt.

Es waren. voll im Einsatz:

  • Langenlehsten
  • Schwarzenbek
  • Lauenburg
  • Geesthacht
  • Mölln
  • Ratzeburg
  • Büchen

So blieb es bis zum letzten Transport am 19. Februar 1959.

Nie wurde es eine Routinearbeit. Jeder neue EInsatz wurde ein großes Erlebnis.

Von Dezember 1955 bis Februar 1959 liefen in Büchen 513 Transport mit 247.000 Aussiedlern ein.

An Verpflegung wurde ausgegeben:

  • 8.752 Kg Brot
  • 22.877 Kg Würstchen
  • 495.000 Stück Apfelsinen
  • 495.000 Stück Banane
  • 44.176 Beutel Bonbons zu 100 g
  • 129.151 Tafeln Schokolade
  • 253.997 Stück Zigaretten
  • 39.347 Stück Zigarren
  • 7.890 Liter Milch
  • 49.890 Liter Tee bzw. Kakao 
  • 3.237 Kg Zucker

Einsatzstunden der Helferinnen und Helfer: 37.000 Stunden

mit der Begleitung nach Friedland: 44.700 Stunden

Im Jahre 1966 wurde auf dem Bahngelände ein Mahnmal errichtet, das den Namen "Tor der Hoffnung" erhielt der Aussiedler-Name für Büchen

Kein Heim fürs DRK 1969

1969 besitz der DRK Ortsverein Büchen noch immer kein eigenes DRK-Heim. Zu dieser Zeit musste er nach wie vor mit einer Baracke auf dem Gelände der Firma Damschke vorlieb nehmen. Diese musste jedoch geräumt werden, sobald das Grundstück von der Druckerei selbst benötigt wird. Da die Freiwillige Feuerwehr Büchen ähnlichen Platzproblemen gegenüberstand, stimmte die Gemeinde einen Antrag auf die Beugenehmigung für ein Mehrzweckgebäude noch im gleichen Jahr zu. So entstand unter der Leitung des Architekten Ostrowski der Neubau in der Möllner Straße. Zu dem Gebäudeteil, das vom DRK genutzt wird, gehören ein Schulungsraum für bis zu 50 Personen, ein kleines Büro, eine zweckmäßige Küche sowie ein Lager und einen kleinen Gruppenraum, der ursprünglich für die Garage des Krankenwagen diente.

Am 15.09.1970 wurde das Mehrzweckgebäude für die Feuerwehr und das DRK in der Möllner Straße eingeweiht. Für das einzige Fahrzeug, welches der Ortsverein 1970 besaß, war eine an das Heim angrenzende Garage vorgesehen. Als es dann endlich so weit war, dass der Krankentransportwagen seinen Platz einnehmen konnte, stieß das Rundumlicht beim zurücksetzen an die Decke und brach ab- die Garage war zu niedrig. So erhielt der Fußboden nachträglich eine Vertiefung.

Rettungsdienst 1970

Im Jahr 1970 fordert der Kreisverband des DRK Ortsverein Büchen auf, am Rettungsdienst teilzunehmen, wodurch dieser den ersten Krankenwagen, einen VW-Bus erhält; das Fahrzeug muss allerdings bereits wenig später durch einen Krankentransportwagen der Marke "Ford" ersetzt werden. Das Fahrzeug soll bis Dezember 1979 von der Bereitschaft des Ortsvereins genutzt werden. Am 22.01.1980 wird ein neuer Krankentransportwagen der Firma Mercedes-Benz beschafft mit einem Ausbau der Firma Bonna-Miesen. Die für die Neuanschaffung erforderlichen Mittel in höhe von 30.000 Euro stammen zu etwa gleichen Teilen aus dem vermögen des Ortsvereins sowie der Gemeinde Büchen und Büchener Firmen. Die Wahrnehmung des Rettungsdienstes erfolgt bereits in dieser Zeit ausschließflich durch ehrenamtliche Sanitäter und Rettungssanitäter.

neue Aufgabe- der Katastrophenschutz ca. 1980

Mit der Übernahme neuer Aufgaben des Katastrophenschutzes erhielt der Ortsverein weitere Fahrzeuge , die notdürftig in Büchen untergestellt werden mussten. Um die Fahrzeuge künftig zentral unterstellen zu können, wird 1980 der Bauantrag zur Errichtung einer Fahrzeughalle gestellt. Die Kosten für den Neubau mit einer Grundfläche von 170m² betrag 156.409 DM. Aufgrund der Tatsache, dass das Grundstück selbst im Gemeindeeigentum steht, ging auch die Fahrzeughalle in das Eigentum der Gemeinde über; der DRK Ortsverein hat aber bis heute das Nutzungsrecht. Desweiteren war nun zum ersten Mal der Ortsverein in der Lage, jedem Helfer einen eigenen Spind zur Unterbringung seiner Einsatzbekleidung zur verfügung zu stellen. Die ehemalige Krankenwagengarage wurde von den Mitgliedern zu einem gemütlichen Gruppenraum umgestaltes; dieser wird hauptsächlich durch das Jugendrotkkreuz genutzt.

Wasserwacht 1971

1971 erwirbt Klaus Jacobsen den Lehrschein für Anfänger- und Rettungsschwimmen. so beginnt er, eine gut funktionierende Wasserwachtgruppe aufzubauen. Jacobsen bildet innerhalb des Ortsvereins zahlreiche Rettungsschwimmer aus, die die Möllner Wasserwacht am Kiessee in Güster beim Wasserrettungsdienst unterstützten.

1973 übergibt Klaus Jacobsen die Wasserwacht an Werner Stenschke, der im selben Jahr gemeinsam mit Horst Alster den Lehrschein absolvierte. Eine große Wende bringt das Jahr 1976. Die Ortsgruppe, die bislang die Schwimmmeister im Waldschwimmbad Büchen sowie die Möllner Wasserwacht unterstützte, konnte nun auch die Wasserrettungsstation am Lüttauer See von der Möllner Wasserwacht übernehmen. Die Wachgänger bildeten in ihrem ersten Jahr bereits 146 Schwimmer aus und leisteten 1.022 Wachstunden. 1977 Übernimmt Gehard Staeck die Leitung der Wasserwacht und Klaus Jacobsen wird Ausbilder für den Lehrscheinbewerber im Anfänger-und Rettungsschwimmen. Somit konnte auch im Kreis Herzogtum Lauenburg Lehrscheine vergeben werden.

Diese Information stamen aus aufzeichnungen und unterlagen unseres Ortsvereines.